Miteinander anpacken und helfen

Erschienen in: Landshuter Zeitung
Erschienen am:  14.08.2010

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Nördlich von Landshut hinter Schmatzhausen kommt unvermittelt der schlanke Turm der barocken Wallfahrtskirche Heiligenbrunn ins Bild, im Schatten der Kirche die Gnadenkapelle und das Josefsheim, in dem sich seit 1989 das Geistliche Zentrum „Familien mit Christus“ befindet. Das Gebäude ist 160 Jahre alt, und in den vergangenen Jahren wurde viel Geld und Energie für die Instandhaltung und Modernisierung des Zentrums aufgewendet.

Dort herrscht seit einigen Tagen wieder große Betriebsamkeit: da wird gebohrt und gehämmert, gespachtelt und geschliffen, gesägt und geschraubt. Sieben Senioren (darunter eine Frau), Mitglieder des Internationalen Bauordens, haben sich zwei Wochen Zeit genommen, um den Innenausbau voranzubringen. Sie verlegen Wand- und Bodenplatten sowie Holz-Wandpaneele. Einige von ihnen sind Handwerksmeister (Schreiner, Maler), die anderen arbeiten ihnen zu. Sie kommen aus dem süddeutschen Raum und aus Unterfranken.

Anfang der 60er Jahre haben sie als junge Freiwillige ehrenamtlich für ein oder mehrere Jahre bei Hilfsprojekten in Deutschland und Europa mitgearbeitet; Carl Brieskorn war mehrere Jahre in Togo. Als der Bauorden 2003 sein 50jähriges Bestehen feierte, kamen viele „Ehemalige“ zusammen, die sich zum Teil jahrzehntelang nicht gesehen hatten, und es entstand der spontane Wunsch, als Senioren wieder gemeinsam Bauprojekte zu übernehmen. Heiligenbrunn ist für die meisten das dritte Baulager seitdem.

Aber, wer oder was ist der Bauorden? Die älteren Leser kennen vielleicht noch den als „Speckpater“ bekannten Prämonstratenserpater Werenfried van Straaten, der nach dem Krieg bei den Bauersfrauen in Flandern um Nahrungsmittel für die hungernden Deutschen bettelte. Er ist der Gründer der Ostpriesterhilfe (heute „Kirche in Not“) und auch des Bauordens; er erkannte, dass in Deutschland nicht nur Hunger, sondern angesichts von 15 Millionen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen auch eine große Wohnungsnot herrschte. Er nutzte die Möglichkeiten des Marshall-Plans aus und gewann viele junge Belgier und Holländer, die in ihren Ferien mehrere Wochen beim Bau von Wohnungen mithalfen. Daraus entstand die Idee des Bauordens. Auch heute noch stellen sich Jahr für Jahr rund 2500 meist junge Männer und Frauen zur Verfügung, um als Freiwillige in internationalen Gruppen in Deutschland oder vielen europäischen Ländern mit anzupacken. Sie renovieren Behinderten- oder Waisenhäuser, verrichten kleinere Bauarbeiten für soziale oder kirchliche Einrichtungen, reparieren, malern, tapezieren – jeder nach seinen Fähigkeiten. Fachkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich, aber natürlich hilfreich.

In der Regel haben die Freiwilligen auch Kontakt mit den Menschen, denen sie helfen: den Behinderten, Heimat- oder Obdachlosen, den Klosterinsassen oder – wie in Heiligenbrunn – nicht nur mit dem Leitungsteam, sondern auch mit den Eltern und deren Kindern des gerade laufenden Kurses „Familienteam-Training und Familienerholung mit geistlichen Impulsen“.

Ab dem 22. August wird eine weitere Gruppe des Bauordens hier tätig sein, darunter fünf Chinesinnen und Chinesen, die in Coburg studieren. Der Bauorden mit Sitz in Ludwigshafen vermittelt diese Einsätze, wählt geeignete Projekte aus und organisiert die Gruppen.