Imposante Wallfahrtskirche und grüne Hügel

Erschienen in: Landshuter Zeitung
Erschienen am:  02.10.2008

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Beim Ziegel eindecken stürzte Melchior Bauer von seinem Dach, daraufhin war er stumm. Elf Wochen lang betete er um Heilung, doch nichts half. Als er nach Heiligenbrunn kam, kniete er nieder, um aus der Quelle zu trinken. Da erschien ihm die Mutter Gottes, in der gleichen Gestalt wie sie in Altötting dargestellt ist. Daraufhin konnte der Landwirt wieder sprechen.

Die Kunde von dieser Wunderheilung im Jahre 1662 verbreitete sich schnell. Von überall her kamen leidende Menschen, die sich von Quellwasser und Gebeten Heilung versprachen. Um 1670 entstand eine kleine Kirche, zahlreiche Votivtafeln wurden gespendet. Ab 1712 wurde aus Gaben der Pilger eine prachtvolle Wallfahrtskirche errichtet, die auch heute noch in Heiligenbrunn zu bewundern ist.

Direkt gegenüber der Kirche entstand, ebenfalls aus Spenden der Wallfahrer finanziert, das Josefiheim, welches von 1851 bis 1986 als Internat und Schule der christlichen Erziehung von Knaben diente. 1989 zog die Gemeinschaft „Familien mit Christus“ in die leerstehenden Räumlichkeiten. Diakon Franz-Adolf Kleinrahm leitet mit seiner Frau Angelika die Gemeinschaft in Heiligenbrunn.

„Am historischen Ort der ersten Heilung erinnert eine Brunnenkapelle an diese Begebenheit“, erzählt der Diakon. Die Wallfahrtskirche „Maria Heimsuchung“ wurde 1714 eingeweiht und Ende der 1980er Jahre umfassend renoviert. „An ihrem Hochaltar aus der Zeit um 1730 befindet sich eine stilisierte Quelle als Sinnbild für den nie versiegenden Gnadenreichtum Gottes“, erklärt Kleinrahm. Direkt darüber ist das Gnadenbild von Altötting dargestellt, so wie Maria dem Melchior erschienen ist.

Rechts und links davon ziehen elf Engel den Himmel in Form eines blauen Tuches auf und ermöglichen dem Wallfahrer einen Blick auf Gott. - „Insgesamt wurden hier 64 Engelsdarstellungen gezählt“, ergänzt der Fachmann. Votivtafeln berichten von Nöten, Schicksalsschlägen, aber auch Gebetserhörungen. Ob Krankheit, Unglücke im Stall oder Pestepidemien - Menschen kamen in der Hoffnung auf Hilfe nach Heiligenbrunn.

Ins Familienzentrum der Gemeinschaft „Familien mit Christus“ kommen heutzutage Hilfesuchende aus dem gesamten deutschen Sprachraum. „Hier an diesem Ort fand 1662 eine Heilung von Sprachunfähigkeit statt. Auch heute brauchen Ehepaare die Fähigkeit, miteinander zu sprechen“, erklärt der Familienvater.

Das Zentrum möchte Familien dabei helfen und veranstaltet aus diesem Grund regelmäßig Kurse zum christlichen Verständnis von Ehe und Familie. „Bei uns ist jeder willkommen, der etwas für seine Ehe und Familie tun möchte“, so der Diakon. Scheidung und Zerrüttung haben häufig etwas mit Sprachlosigkeit zu tun. „Hier haben Eheleute die Möglichkeit, Kommunikation wieder zu erlernen“, sagt Kleinrahm. Ältere Menschen, aber auch viele Familien mit Kindern kommen nach Heiligenbrunn. Bei den jährlich etwa 30 Kursen wird jeder altersgerecht angesprochen. Auch das Eheversprechen kann in Heiligenbrunn erneuert werden.

Neben der Wallfahrtskirche und dem christlichen Familienzentrum lädt auch die beschauliche Lage von Heiligenbrunn zu Ausflügen ein. Durch sanfte Hügel führen gut ausgebaute Rad- und Wanderwege, an denen es noch die eine oder andere Besonderheit zu entdecken gibt